Das Coming Out. Es gibt so vieles darüber zu schreiben, über die inneren Kämpfe mit einem Selbst, über die Zweifel, das Verhandeln und schließlich das Akzeptieren. Und dann kommt ja auch noch das richtige Coming out, wo man sich vor seinen Freunden, seiner Familie outet und erfährt was alles passieren kann und welche Nachfolgen so ein Coming Out hat.
Da Sie sich auf dieser Seite befinden und das hier nachlesen, denke ich, dass Sie sich bereits in der Phase befinden, wo Sie (glauben) zu wissen, welche Sexualität Sie haben. Vielleicht haben Sie auch schon die anderen Artikel auf dieser Website zu den verschiedenen Sexualitäten gelesen (wenn nicht, klicken Sie hier und scrollen Sie einmal durch die Artikel).
In diesem Artikel möchte ich Ihnen einiges zum Coming Out erklärt. Dies hier wird vermutlich nicht alle Ihre Fragen klären, es gibt so vieles darüber zu schreiben. Daher können Sie am Ende dieses Artikels gerne einen Kommentar dalassen, den ich möglichst zeitnah beantworten werden. Die Phase in der Sie sich gerade befinden ist ziemlich schwer, daher ist Unterstützung sehr wichtig. Wenn Sie keine Freunde haben die selbst schwul, lesbisch, bi oder anderswertig informiert sind, kann ich empfehlen online nach Foren zu suchen. Es gibt viele die einem Informationen zu verschiedensten Sachen bieten, genauso wie Unterstützung und Hilfestellung.
Ich werde mit der Begriffserklärung des Coming Out beginnen, gehe über die ersten Schritte der Realisation, spreche kurz über verschiedene Sexualitäten und Gender Identitäten. Danach geht es um das Coming Out selbst und die verschiedenen Schritte die es beinhält und welche „Folgen“ es haben könnte. Auch die gesellschaftliche Akzeptanz und in welchen Ländern der Welt man akzeptiert wird und welche man eher meiden sollte. Das Fazit fasst den Artikel nochmals zusammen. Außerdem werde ich ein paar Hilfeseiten und Hotlines weiter unten verlinken.
Begriffserklärung
Fangen wir also mit der Begriffserklärung an. Jeder hat es schon mal gehört und es ist auch im Deutschen Sprachgebrauch mittlerweile fester Bestandteil. Das Coming out. Oder „coming out of the closet“. Wie man bereits erkennen kann stammen diese Begriffe aus dem Englischen und wurden erstmals Mitte des 20. Jahrhunderts verwendet und sind heute ein fester Bestandteil der Szene. Das Coming out oder sich outen bedeutet, dass man anderen Leuten erzählt, dass man eine andere Sexualität oder ein anderes Geschlecht hat als die Norm. Man ist einfach nicht hetero und oder das Geschlecht das man bei der Geburt gesagt bekommen hat, stimmt nicht mehr.
Das Coming Out bedeutet sprich wörtlich „herauskommen“, quasi mit der Sache herauskommen, von der noch niemand weiß, nur man selbst. Es bedeutet auch, dass man sich den besten Freunden und der Familie öffnet und dabei auf deren Reaktion wartet. Ob diese positiv oder negativ ausfallen wird, kann man nur selbst erahnen. Für die meisten ist es ein sehr schwieriger und auch mit Angst verbundener Schritt.
Coming out of the closet, ist ebenfalls ein weit verbreiteter Satz den man in Zusammenhang damit hört. Hierbei bedeutet das Closet, dass man sich in seinem heterosexuellen, cis Leben befindet. Cis bedeutet, dass man sich mit dem Geschlecht identifiziert, das die eigenen Sexualorgane vorgeben. Den Schritt aus dem Closet, aus den gesellschaftlich Normalen und anerkannten Leben ist das Coming Out. Warum genau ein Schrank, ein Closet, für diese Metapher gewählt wurde ist umstritten. Jedenfalls gibt es rund um diesen Begriff viele verschiedene Puns, wie zum Beispiel:
„Of course I am dressed well. I didn’t spent all that time in the closet for nothing”
All das hat aber eines gemeinsam: Es bedeutet, dass man anderen sagt wie man sich selbst fühlt und mit wem man eine Beziehung haben möchte.
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Erste Schritte
Jetzt geht es auf die ersten Schritte zu. Den Beginn, dass man realisiert, dass etwas nicht so ist, wie bei den meisten anderen. Ich persönlich kann nur am Rande für transgender und nonbinary Personen sprechen, da ich mich selbst mit dem Geschlecht identifiziere mit dem ich geboren wurde. Dennoch werde ich versuchen den Begriff Dysphoria zu erklären.
Die sexuelle Realisation beginnt meistens in der Pubertät, wenn auch bei allen anderen die Entwicklung anfängt, dass man langsam beginnt andere Personen sexuell zu mögen. Natürlich kann diese Entwicklung bereits früher oder später stattfinden. Kinder können bereits verstehen was man mit gleichgeschlechtlicher Ehe meint.
Man kann natürlich auch zu den Personen gehören, die erst im Erwachsenenalter diesen Prozess durchlaufen. Das ist völlig in Ordnung und auch genauso wahr, als wenn man es mit 13 oder 14 das erste Mal merkt.
Es beginnt meist damit, dass man mit den Gesprächen der Gleichaltrigen nichts anfangen kann. „Hast du einen Schwarm?“ „Findest du sie/ihn dahinten nicht auch heiß?“ oder wer gerade der hübscheste Popstar ist. Man beginnt sich zu wundern, was an diesen Personen so toll sein soll, oder wieso andere diese Person hübsch finden.
Dann gibt es da natürlich die Phase, wo man sich selber einredet, dass man diese Person besonders hübsch findet, weil alle anderen sie auch mögen. Oder man sucht sich einfach irgendjemanden in der Schule und sagt, das wäre der Schwarm oder ähnliches.
Häufig kommt es auch vor, dass Beziehungen eingegangen werden, weil alle anderen das ja auch machen und man dann normaler wäre. In dieser Zeit redet man sich vieles ein, weil, man kann ja nicht irgendwie anders sein als alle anderen.
Irgendwann in dieser Phase, ob früher oder später ist egal, kommen dann die ersten Gedanken daran, dass man doch vielleicht etwas anderes mag als alle anderen.
Sexualität und Gender
Wenn man sich in dieser Phase befindet, dann kommt man unweigerlich dazu, dass man nach verschiedenen Sexualitäten und Geschlechtern sucht. Was von beidem oder beides kommt auf die entsprechende Person an. Ich möchte einen kurzen Überblick darüber bieten, was es für verschiedene Möglichkeiten gibt. Genaueres können Sie gern unter diesem Link nachlesen.
Aufgrund der Menge an Sexualitäten und Gender Identitäten werde ich nur über einige sprechen. Vor allen Dingen die, die im Akronym LGBTQA+ enthalten sind.
L steht für Lesbisch. Lesbisch bedeutet, dass man eine Frau ist, die sich sexuell und romantisch von anderen Frauen angezogen fühlt.
G steht für Gay. Gay bzw. Schwul bedeutet, dass man ein Mann ist, der sich sexuell und romantisch von anderen Männern angezogen fühlt.
B ist die Abkürzung für Bi. Bi sind all die Menschen, die sich von zwei Geschlechtern, also zum Beispiel von Männern und Frauen angezogen fühlt.
T ist die einzige Geschlechter Abkürzung bei LGBT und steht für Transgender. Transgender sind die Personen, die bei ihrer Geburt ein Geschlecht zugeordnet bekommen haben, aber im Laufe ihres Lebens realisieren, dass sie ein anderes Geschlecht haben. So gibt es Männer, die als Mädchen auf die Welt kamen oder Frauen, die als Jungs geboren wurden.
Q steht hierbei für Queer. Queer war früher ein Schimpfwort für schwule, lesbische etc. Menschen, wird aber heutzutage als Sammelbegriff für alle Gender Identitäten und Sexualitäten verwendet.
A ist in diesem Fall der letzte Buchstabe und steht für Aro/Ace. Asexuelle Menschen sind Personen ohne sexuelle Anziehung zu irgendjemandem.
Aromantisch bedeutet, man fühlt keine romantische Zuneigung zu jemandem. Genau gibt es homoromantisch (Liebe gegenüber dem gleichen Geschlecht) etc.
Um es zu vervollständigen gibt es auch noch pansexuell. Diese Personen lieben jemanden und achten nicht auf das Geschlecht.
Außerdem gibt es auch noch nonbinary, also Personen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen.
Inneres Coming Out
Bei inneren Coming Out dreht sich alles um diese Phase, in der man seine Sexualität realisiert. Es kann für einige ziemlich schwierig sein, weil sich hier alles auf den Kopf stellt und man anfängt über die Szene zu Googlen, sich zu informieren und sich den Kopf zu zerbrechen.
Vielleicht sind Sie gerade in dieser Phase und denken darüber nach ob Sie wirklich, sagen wir mal, schwul sind. Häufig scrollt man da durchs Internet, liest Coming Out Stories, sucht nach „schwulen Anzeichen“ und woran man es bei sich selbst erkennt.
Sobald man danach sucht, ob man bei sich selbst diese Anzeichen findet, kann man meistens bereits davon ausgehen, dass man homosexuell ist. Man möchte es nur noch nicht ganz wahrhaben. Der Prozess des Akzeptierens braucht seine Zeit und kann sich schwieriger oder leichter gestalten als man glaubt. Es kommt auf die Person und das Umfeld drauf an. Wenn Kinder wissen, dass ihre Eltern nichts gegen nicht heterosexuelle Personen haben, gestaltet sich das innere Coming Out weitaus leichter und das Akzeptieren läuft auch schneller ab. Wächst man in einem homophoben Umfeld auf, dann verhandelt man mehr darüber, ob man wirklich homosexuell ist.
Anzeichen, dass man schwul, lesbisch oder etwas anderes ist, sind zum Beispiel die eigenen Lieblingsmusiker oder Interpreten allgemein. Zuerst ist einfach nur die Musik gut, bis man merkt, dass man vor allen Dingen auf den/die Sänger/in steht.
Oder der Kleidungsstil kann auch etwas Aufschluss darüber geben. Kleidet man sich „typisch“ gay? Mag man bestimmte Dinge lieber, die nicht dem Standard in der Gesellschaft entsprechen?
Am I Gay? Quiz und ähnliches
Diese „Anzeichen“ können zutreffen, müssen aber nicht. So kann ein schwuler Mann als Kind nur mit LKWs und Autos gespielt haben und eine lesbische Frau eine Make Up Sammlung daheim haben.
Wichtig ist, wie man sich selbst fühlt und das akzeptiert. Wie lange das braucht und ob dieses innere Coming Out länger dauert, als das äußere, das hängt von der Person ab.
Zu dieser Phase des Eingestehens sucht auch quasi jeder nach diesem Quiz: Am I Gay?
Vorab möchte ich sagen: Suchen Sie nach diesem Quiz, sind Sie vermutlich Gay. Punkt Um.
Aber das Suchen nach Antworten und Möglichkeiten, die Suche nach einer Erklärung ist in der menschlichen Natur verankert und völlig normal. Es ist wichtig, dass man erst einmal alle Fakten kennt bevor man eine Entscheidung fällt.
In den meisten Fällen ist diese Phase mit sehr, sehr viel Nachdenken verbunden, vielleicht auch mit Tränen. Irgendwann kommt dann die Realisation und man gesteht es sich ein. Hat sein Inneres Coming Out. „Ich bin …“
Bei Bi oder pansexuellen Personen kann das Ganze vielleicht keinen richtigen Aha Moment haben. Bei bisexuellen Personen kann die Anziehung zu verschiedenen Geschlechtern unterschiedlich stark ausgeprägt sein, sodass man vielleicht erst später realisiert, dass man doch eigentlich bi ist. Pansexuelle Personen können dasselbe verspüren. Man kann sich täglich fragen, ob man wirklich bi/pan ist, oder ob man sich doch nur etwas vormacht.
Tipp: Wenn Sie darüber nachdenken, ob Sie sich was vormachen, machen Sie sich mit ziemlicher Sicherheit nichts vor.
Eine weitere Möglichkeit herauszufinden, was man denn nun ist, ist es in die Szene hineinzugehen. Sind Sie bereits alt genug, dann können Sie gern in eine Gay Bar gehen und vorsichtig austesten, wie es sich anfühlt. Wenn Sie noch dafür zu jung oder zu scheu sind, gibt es online etliche Foren in denen Sie mit Gleichgesinnten kommunizieren können. Dort erfahren Sie auch Geschichten und Erfahrungen aus erster Hand zum Thema Coming Out.
Zweifel
Dieser Teil des Coming Outs kann vor, während oder nach dem Coming Out kommen. Es sind die Zweifel, die ein jeder in sich trägt. Es läuft quasi ab wie ein inneres Coming Out, man zermartert sich den Kopf, liest online nach. Liegt Nächte lang wach und denkt darüber nach, ob das was man fühlt wirklich wahr ist.
Es gibt nicht viel, das einem in dieser Phase hilft. Besonders schlimm ist es, wenn Freunde oder Verwandte diese auslösen. Dann hört man von Außen die ganzen Negativierungen, oder erfährt zum Ersten Mal im Leben, wie sich Homophobie anfühlt. Worte, Witze und Äußerungen die für andere normal scheinen, verletzen einen. Es ist einfach schwierig.
Wenn man recht offen ist, kann man mit jemandem darüber reden. Vor dem Coming Out helfen Foren wahrscheinlich noch am meisten. Nach dem Coming Out kann man sich an jemanden vertrauensvoll wenden, der einen akzeptiert wie man ist. Wichtig ist, dass man negative Sprache vermeidet und Zuspruch erhält. Das ist Balsam für die Seele und kann einem durch diese schwierige Zeit helfen.
Das was einen dann wohl am häufigsten Zweifeln lässt ist die Aussage „Das ist nur eine Phase, die hat jeder einmal“
Ja. Dieser Spruch tut weh. Besonders dann, wenn man will, dass es keine Phase ist. Bei diesen Gedanken kann man eigentlich bereits erkennen, dass es keine Phase sein wird, aber es tut trotzdem weh und man zweifelt an sich selbst und seinen Gefühlen.
Wichtig ist, hier zu sagen: Eine Phase? Ja und, es kann eine Phase sein. Daran ist nichts Schlimmes. Labels ändern sich genauso wie Gefühle. Aber gegenwärtig fühle ich mich so, und dabei bleibe ich. Was morgen ist, sollte nicht von Belang sein.
Äußeres Coming Out
Das Coming Out naht. Der Zeitpunkt wo man Freunden und Familie erzählt wie man sich fühlt. Wie man das anstellt, das kommt auf die Person an. Manche schreiben einen Brief oder eine Karte. Andere outen sich durch einen Witz. Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten die Aussage rüber zu bringen.
Auch möglich ist es, sich dabei zu filmen und die Reaktion später online zu stellen. Es gibt einige Coming Out Videos die online verfügbar sind. An welchem Tag man sich outet ist nicht unbedingt wichtig, es sei denn Sie möchten dem ganzen eine besondere Note geben und der Tag hat etwas besonderes für Sie an sich.
So gibt es zum Beispiel den National Coming Out Day, der jährlich am 11. Oktober gefeiert wird. Etliche Personen outen sich an diesem Tag. Aber niemand sollte sich dazu verpflichtet fühlen es an diesem Tag zu tun.
Generell sollte ein Coming Out wohl überlegt werden. Keiner sollte Ihnen einreden, dass Sie sich outen müssen. Oder, dass Sie sich an diesem Tag outen müssen. Sie sollten für sich persönlich entscheiden, ob es eine gute Entscheidung wäre sich überhaupt im jetzigen Umfeld zu outen.
Ihre Sicherheit geht in jedem Falle vor! Outen Sie sich nicht, wenn Sie fürchten oder wissen, dass Ihre Eltern/Familie hinauswerfen würde. Riskieren Sie nicht Ihren Job oder ähnliches dafür. Manchmal ist es einfach sicherer im Closet zu bleiben oder nur sehr wenigen Personen davon zu erzählen. Sie sollten sich unter gar keinen Umständen verpflichtet fühlen sich outen zu müssen.
Leider passiert es immer wieder, das andere Menschen LGBT+ Personen ohne ihr Einverständnis outen. Das ist nicht nur grob fahrlässig, sondern auch unfair und potenziell gefährlich. Man weiß nicht welche Gründe es gegen ein Outing gibt und niemand sollte das für jemanden entscheiden.
Prominente die sich geoutet haben
Hier stelle ich eine kurze Auswahl an Prominenten zusammen, die sich in den letzten Jahren geoutet haben.
2014 outete sich die Schauspielerin Ellen Page als lesbisch. Man riet ihr in Hollywood vehement davon ab dies zu tun, es würde ihrer Karriere schaden. In einem Interview erzählte sie, wie man sie sogar dazu gezwungen hatte, Kleider und hohe Schuhe zu tragen nur um den heterosexuellen Schein zu waren. Seit 2018 ist sie mit der Tänzerin Emma Portner verheiratet.
Mit dem sehr bewegenden YouTube Video „I’m Gay“ outete sich Eugene Lee Yang 2019. Er ist Teil der Try Guys. Das Video ist zudem Teil der Spendenaktion für das Trevor Projekt, ein Projekt für Selbstmordprävention von LGBTQ+ Youth.
Der Lead Sänger der Band Panic! At The Disco, Brendon Urie, outete sich Mitte 2018 als pansexuell. Er ist seit 2013 mit seiner Ehefrau Sarah Orzechowsk verheiratet, und sagte, dass das Geschlecht seines Partners nicht wichtig für ihn ist.
Laverne Cox ist eine US-amerikanische Schauspielerin, berühmt für ihre Rolle in der Netflix Serie „Orange is the new Black“ als Sophia Burset, für die sie auch mit einer Emmy Nominierung honoriert wurde. Als ausführende Produzentin gewann sie als erste transgender Frau den Daytime Emmy Award für ihre Serie „Laverne Cox Presents: The T Word“
Kristen Stewart outete sich offen nach ihrer Trennung von Robert Pattinson als bisexuell. Gegenwärtig datete sie eine Frau und sprach dieses Jahr zum ersten Mal offen über ihre Sexualität. Sie findet es außerdem toll wie offen die Leute heutzutage über die verschiedenen Sexualitäten sprechen.
Das sind nur einige der Promis die sich in den letzten Jahren geoutet haben. Fast in jedem Land gibt es eine öffentliche Person die sich bisher geoutet hat, ob deutscher Politiker oder österreichische Sängerin.
Schwierigkeiten, Vorurteile und Homophobie
Womit man natürlich rechnen muss, aber das wird jedem bewusst sein, dass man nach seinem Outing mit einigem rechnen muss. Es gibt leider immer noch genug Personen die gegen alles sind das vom cis (cis=zufrieden sein mit dem Geschlecht mit dem man geboren wurde) het (heterosexuellen) Standard abweicht. Es gibt in Russland Gegendemos gegen Pride Demonstrationen. In Brunei wurde kurzzeitig die Todesstrafe für Homosexuelle eingeführt.
Einige Sätze die man mit Sicherheit zu hören bekommt sind zum Beispiel:
- Es ist nur eine Phase.
- Das sagst du nur um Aufmerksamkeit zu bekommen.
- Bi gibt es nicht / Bi und Pan sind dasselbe
- Gott hat dich als Frau/Mann erschaffen, das was du fühlst ist falsch.
- Du bist viel zu hübsch um lesbisch zu sein.
- Du brauchst mich gar nicht anzuschauen, ich bin hetero und werde nichts mit dir anfangen.
- Der ist schwul, bei dem darfst du dich nicht bücken.
- Ich will euch beim Sex zuschauen, etc.
Diese und weitere Sätze tun weh, vor allen Dingen weil sie absolut nicht wahr sind. Mit der Zeit muss man lernen sie zu ignorieren, denn leider lassen sich nur die wenigsten Leute von ihrer Meinung umstimmen.
Es gibt auch genug junge Personen, die von ihren Eltern oder gar von der ganzen Familie enterbt und aus ihren Heimen geworfen werden, wenn sie sich outen. Deshalb gibt es Organisationen wie das Trevor Projekt, die LGBTQ+ Youth helfen und versuchen die Selbstmordrate von LGBTQ+ Personen zu senken.
Ein Beispiel für Homophobie ist das lesbische Pärchen das in einem Londoner Bus von vier Männern angegriffen wurde. Als sie sich weigerten für die vier eine Show zu liefern und die misogynen und homophoben Äußerungen ignorierten wurden Sie verprügelt. Sie posteten recht zeitnah ein Foto von sich, mit blutüberströmten Gesichtern, das durch die Medien ging. Es ist traurig, dass so etwas immer noch passiert und streckenweise als normal angesehen wird.
Wichtige Hilfehotline und Linklisten
In diesem Zusammenhang möchte ich gleich ein paar Hilfe Seiten und ein Forum vorstellen, bei denen man sich Hilfe suchen kann, falls Sie sie benötigen.
Younggay.de – younggay ist ein Forum, dass seit den 90ern existiert. Es ist eine „kleine“ Gemeinde an verschiedenen Altersgruppen, die in vielen Foreneinträgen und Sparten mit Rat und Tat zur Seite stehen. Diese Seite ist besonders für jüngere Mitglieder (aber erst ab 14 Jahren) zu empfehlen.
Enough-is-enough – Bietet gute Linklisten für Hilfe und Beratungsstellen Deutschlandweit und auch Europaweit an. Wer Hilfe braucht, kann sie hier definitiv finden. Außerdem ist die Linkliste nach Orientierung und anschließend nach Städten gegliedert.
LGBT Helpline – bietet eine kostenlose Helpline, sowie Email Adresse an. Man kann Vorfälle melden und auch direkt mit Beratern sprechen.
Hotline: 0800 133 133
E-Mail: hello@lgbt-helpline.ch
Pride
Um das schwierige Thema des letzten Abschnitts etwas aufzuheitern möchte ich über die CSDs und die Pride Demos sprechen. Denn diese finden in fast jeder größeren Stadt in Europa statt. Wahrscheinlich wird es auch bei Ihnen im Juni, im nationalen Pride Month auch einen CSD (Christopher Street Day = Pride Demo) geben. Hier wird mit Musik, Plakaten und Demos gefeiert, dass man anders ist als cis het. Aber nicht nur das, denn diese CSDs sind auch dazu da, zu zeigen, dass unsere Gesellschaft immer noch daran arbeiten muss, LGBTQ zu akzeptieren, wie die immer noch herrschenden Gewaltverbrechen bezeugen.
Zu Pride Demos darf jeder kommen, ob Jung ob alt. Ob man eine Flagge hat, sich bereits geoutet hat oder nicht. Die großen CSDs bieten zudem auch etliche Veranstaltungen und stellen Organisationen vor die alle für LGBTQ+ Rechte sind und ihnen helfen.
Aber Pride muss man nicht nur bei den CSDs feiern. Man kann auch ganz still für sich Pride zeigen, durch die kleinen Dinge im Leben. Es gibt online Ringe, Armbänder und oder Ketten zu kaufen und noch so viel mehr um Pride zu zeigen. Das kann man ganz heimlich machen oder auch offen, wie man möchte. Und was für einen persönlich das Beste ist.
Pride zeigt, dass Personen stolz darauf sind, dass sie LGBTQ+ sind, dass sie sich wohl fühlen und sich so akzeptieren wie sie sind. Pride ist wichtig, damit auch andere sehen, dass es völlig ok ist so zu sein und dass es keine Gründe dagegen gibt. Es zeigt, dass die Gesellschaft sich bessern kann.
Sie könne ebenfalls Pride zeigen, ob mit oder ohne Coming Out. Machen Sie so viel, wie sie sich wohl und sicher fühlen. Mit der Zeit werden Sie merken, wie Sie sich immer wohler mit sich selber fühlen, dass Sie glücklich sind so zu sein.
Es wird besser, auf jeden Fall.
Eheschließungen und Leben
Die Eheschließung ist für langjährige Paare ein wunderschönes Lebensereignis. Leider war dies bis vor zwei Jahren noch unmöglich für homosexuelle Paare. Auch heute noch gibt es Stimmen gegen die Ehe für alle. Es gibt sogar Bemühungen sie wieder abzuschaffen. Einige Daten zur Ehe für Alle:
In Deutschland wurde die Ehe für alle auch erst am 01. Oktober 2017 beschlossen. Seitdem haben weit mehr als 40.000 Ehepaare das Bündnis geschlossen. Zwei Drittel davon lebten vorher bereits in eingetragenen Partnerschaften. Dieses historische Ereignis ist nicht nur ein Gewinn für die Gesellschaft sondern auch für die Menschenrechte. Doch das alles wäre ohne Pride niemals möglich gewesen.
Wichtig ist die Pride Bewegung vor allen Dingen in Ländern, die keine Ehe für alle haben. Zur Information, Deutschland war erst das 24. Land, dass die Ehe für alle hat. Im Rest der Welt gibt es vielleicht eine eingetragene Partnerschaft.
Als Zwischeneinschub: in Amerika gibt es gerade die Bewegung, dass man auch Straight Pride Demos hält, weil sich einige heterosexuelle Menschen zurückgesetzt fühlen. Dazu möchte ich sagen, dass natürlich auch heterosexuelle Menschen am CSD teilnehmen dürfen. Und das es keine Straight Pride Demos gibt, liegt daran, dass heterosexuelle Menschen keine Diskriminierung erfahren, dadurch, dass sie cis und heterosexuell sind.
Nun zurück zur rechtlichen Lage. In über 70 Ländern auf der Welt gibt es Strafen gegen Homosexualität, in 10 Ländern davon gibt es sogar noch die Todesstrafe. Eine detaillierte Liste an Ländern die man meiden sollte gibt es zum Beispiel auf Wikipedia.
Wichtig ist zu sagen, dass man in Deutschland recht sicher und normal als anders orientierte Person leben kann. Und mittlerweile kann man auch heiraten. Aber man hat eben immer ein anderes Leben als die breite Masse.
Fazit
Mein Fazit zum Coming Out lautet: Es lohnt sich.
Aber nur so lang wie Sie sich sicher fühlen und wissen, dass Ihnen dann nichts passiert. Wenn Sie Angst haben vor der Diskriminierung können Sie sich auch nicht outen, das ist nicht schlimm.
Wichtig ist, dass Sie sich darüber informieren und Informationen dazu sammeln, bevor Sie eine Entscheidung fällen. Sprechen Sie am besten zuerst mit Freunden, das ist ein einfacherer Schritt als mit den Eltern zu sprechen. Meistens, das muss auf Sie ja nicht zutreffen.
Wie und Wann Sie sich outen, bleibt Ihnen überlassen. Sie können Inspiration online einholen und überlegen, was wohl am besten für Sie persönlich wäre. Gehen Sie auch auf Pride Events oder in Gay Bars, wenn Sie können. Um die LGBTQ+ Kultur kennen und lieben zu lernen.
Das Coming Out ist ein langwieriger und schwieriger Prozess. Aber nach einigen Monaten und Jahren danach, fühlen Sie sich glücklich und stolz. Sie akzeptieren und lieben diesen Teil an sich von ganzem Herzen und freuen sich darauf jemanden zu finden, mit dem Sie dieses Glück teilen können.
Die LGBTQ+ Community ist immer offen für alle und nimmt gern neue Mitglieder auf. Sie werden mit offenen Armen empfangen werden und Sie werden sehen was für eine schöne Community und vor allen Dingen, was für interessante Menschen es in ihr gibt. Egal ob Sie schwul, lesbisch, bi, pan oder transgender sind. Es gibt auf jeden Fall Platz für Sie. Und auch wenn Sie ihre Labels ändern oder vielleicht mit jemand anderem ausgehen. Das ist ok. Menschen ändern sich mit der Zeit.
Machen Sie sich nicht so viele Sorgen und genießen Sie ihr Leben.
Wenn Sie noch irgendwelche Fragen zu diesem Thema haben, können Sie mir gerne einen Kommentar da lassen. Ich werde versuchen Ihn zu schnell wie möglich zu beantworten. Außerdem gibt es auf dieser Seite bereits einige Artikel zu dem Thema LGBTQ+ und ich lade Sie herzlich dazu ein, einmal dort vorbei zu schauen!
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